: Kriegsende? Wirbel um Söldner-Chef Prigoschin

16.04.2023 | 16:38 Uhr
Der russische Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin hat mit einem Blogeintrag zum Ukraine-Krieg Aufsehen erregt. Dort deutet Prigoschin ein mögliches Ende von Russlands Angriffskrieg an.
In einem Blogeintrag warnt der russische Söldner-Chef Prigoschin den Kreml vor einer anstehenden ukrainischen Gegenoffensive. (Archivbild)Quelle: dpa
Mit einem Text über ein mögliches Ende des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, für Aufsehen gesorgt. Vor allem viele ukrainische Medien verwiesen am Wochenende auf einen Blogeintrag des 61-Jährigen, in dem es heißt:
Für die Staatsmacht und für die Gesellschaft ist es heute notwendig, irgendeinen dicken Punkt hinter die militärische Spezial-Operation zu setzen.
Jewgeni Prigoschin, Chef der russischen Söldnergruppe Wagner
Weiter schrieb Prigoschin in dem am Freitag veröffentlichten Text: "Die ideale Variante wäre, das Ende der militärischen Spezial-Operation zu verkünden und zu erklären, dass Russland alle seine geplanten Ziele erreicht hat - und in gewisser Hinsicht haben wir sie ja auch wirklich erreicht."
Auch nach mehr als einem Jahr bezeichnen Russlands kremltreue Kreise den Krieg in der Regel noch immer nur als "militärische Spezial-Operation".

Söldner-Chef warnt vor ukrainischer Gegenoffensive

In Prigoschins Blogeintrag heißt es weiter: "Für Russland besteht immer das Risiko, dass die Situation an der Front sich nach dem Beginn der (ukrainischen) Gegenoffensive verschlechtern kann." Experten rechnen in den kommenden Wochen mit einer ukrainischen Offensive.
Die einzige Möglichkeit sei es derzeit, sich in den besetzten Gebieten "festzubeißen", meinte Prigoschin. Das würde allerdings eine Aufgabe der eigentlichen Kriegsziele des Kremls bedeuten. Diese sehen nämlich unter anderem die vollständige Eroberung der vier ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson vor, die Russland im vergangenen Jahr völkerrechtswidrig für annektiert erklärt hat.

Wagner-Chef spricht sich gegen Verhandlungen aus

Zugleich aber sprach sich Prigoschin, dessen Wagner-Söldner derzeit vor allem um die ostukrainische Stadt Bachmut kämpfen, gegen jegliche Verhandlungen aus, die ein Abtreten von Russland besetzter Gebiete an die Ukraine vorsehen würden.
Entgegen seiner vorherigen Worte schrieb er außerdem, dass die Kämpfe weitergehen müssten - und drohte der ukrainischen Armee: "Wir sehen uns in Bachmut." Prigoschin hatte in den vergangenen Monaten immer wieder öffentlichkeitswirksam Kritik an Russlands Militärführung geübt, um damit sich und seine Wagner-Truppen in besserem Licht erscheinen zu lassen.

Prigoschin will nur "ehrlichen Kampf" gefordert haben

Später ließ er über seinen Pressedienst erste Medienberichte kommentieren, die seine angebliche Forderung nach einem Kriegsende thematisierten. Die Hauptaussage seines Artikels sei gewesen, dass es einen "ehrlichen Kampf" geben müsse, stellte er klar.
Russland hat die Ukraine am 24. Februar 2022 überfallen. Das angegriffene Land hat als Bedingung für ein Kriegsende unter anderem den Rückzug aller russischen Truppen von seinem Staatsgebiet sowie die Rückeroberung aller besetzten Gebiete genannt.

Orthodoxes Osterfest: Ukrainische Gefangene kommen frei

Rund um das orthodoxe Osterfest sind ukrainischen Angaben zufolge insgesamt 130 eigene Soldaten aus russischer Kriegsgefangenschaft freigelassen worden. "Ein großer Oster-Gefangenenaustausch", schrieb der Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Sonntag auf Telegram. Dazu postete er Fotos, die Dutzende Männer mit der blau-gelben ukrainischen Flagge zeigen.
130 unserer Leute kehren zurück.
Andrij Jermak, Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros
Der Austausch sei bereits in den vergangenen Tagen in mehreren Etappen erfolgt, fügte Jermak hinzu. Von russischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung.
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Quelle: dpa

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