: Vorsicht vor diesen sieben giftigen Pflanzen

von Gunnar Fischer
11.06.2023 | 12:06 Uhr
Schön anzusehen, aber giftig: Zahlreiche Pflanzen im heimischen Garten oder in der Natur sind gefährliche Exemplare. Die wichtigsten von ihnen sollten Sie kennen.
Der Blaue Eisenhut ist die giftigste Pflanze Europas. Er enthält den Giftstoff Aconitin. Schon zwei Gramm davon sind tödlich.Quelle: imago
Hochsaison für Natur und Gärten. Doch gefährliche Pflanzen können die Freude im Freien trüben. Gut wenn man weiß, was im eigenen Garten wächst. Denn einige Pflanzen sind problematisch und können wie der Riesenbärenklau schwere Hautschäden hervorrufen.

Nicht alles, was im Garten oder in der freien Natur wächst und blüht ist harmlos. Sehen Sie hier, welche Probleme der Riesenbärenklau macht.

09.06.2023 | 05:34 min
Andere Vertreter sind sogar so giftig, dass sie lebensgefährliche Beschwerden auslösen können, etwa die Engelstrompete oder der Eisenhut. Dr. Uwe Stedtler von der Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg (VIZ) erklärt:
Beim Eisenhut ist die ganze Pflanze giftig und kann auch schwere Herzrhythmusstörungen auslösen, an denen man auch versterben kann.
Dr. Uwe Stedtler, Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg (VIZ)
Das Tückische beim Eisenhut sei zudem, dass er auch nicht so furchtbar schlecht schmecke, sagt Stedtler.

Giftige Pflanzen - vor allem Kinder sind gefährdet

Giftige Pflanzen sind insbesondere für jüngere Kinder gefährlich. Aus Neugierde nehmen sie häufig bunte Blüten oder andere Pflanzenteile in den Mund und verschlucken sie sogar. Deswegen rät Uwe Stedtler Eltern mit Kindern:
Sich im Vorfeld den Garten genau anzuschauen und zu überprüfen, was man eigentlich im Garten stehen hat. Bei Unkenntnis sollte ein Profi zu Rate gezogen werden.
Dr. Uwe Stedtler, Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg (VIZ)
Er empfiehlt, hochgiftige Exemplare kleinen Kindern im Garten nicht zugänglich zu machen.

Kann man einer Pflanze ansehen, ob sie giftig ist oder nicht?

16.11.2023 | 01:10 min

Die sieben giftigsten Pflanzen im Garten

Zu den sieben gefährlichsten Pflanzen in heimischen Gärten gehören
  • Blauer Eisenhut,
  • Engelstrompete,
  • Maiglöckchen,
  • Tollkirsche,
  • Eibe,
  • Goldregen und
  • Riesenbärenklau.
Aber auch Efeu, Oleander und Rhododendron beispielsweise zählen zu den giftigen Arten.

1. Blauer Eisenhut

Quelle: imago
Der blaue Eisenhut ist die giftigste Pflanze Europas. Er enthält den Giftstoff Aconitin. Schon zwei Gramm davon sind tödlich. Das starke Gift kann bei bloßer Berührung über die unverletzte Haut oder die Schleimhäute aufgenommen werden und Hautirritationen und Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Weitere Symptome sind Taubheitsgefühle, sinkender Blutdruck und Übelkeit. Bei Verschlucken von Pflanzenteilen kann es zu lebensbedrohlichen Vergiftungserscheinungen mit Herzversagen und Atemstillstand kommen.

2. Engelstrompete

Quelle: dpa
Auch bei der Engelstrompete sind alle Pflanzenteile giftig. Die Pflanze ist wegen ihrer wunderschönen Blütenkelche in heimischen Gärten sehr beliebt. Engelstrompeten beinhalten die psychoaktiven Substanzen Scopolamin und Hyoscyamin. Sie wirken halluzinogen und können einen Rauschzustand erzeugen. Es gibt immer wieder Fälle, bei der Engelstrompete als Partydroge konsumiert werden, sei es als Tee oder als Tabak. Bei einer Überdosierung sind Verwirrtheit, Krämpfe sowie ein Bewusstseinsverlust die Folge.

3. Maiglöckchen

Quelle: Gunnar Fischer
Immer wieder wird das Maiglöckchen mit dem harmlosen Bärlauch verwechselt. Ein fataler Irrtum, der schwerwiegende Folgen haben kann. Das Maiglöckchen ist in allen Pflanzenteilen giftig. Das enthaltene Glykosid sorgt für Erbrechen, Durchfälle und Krämpfe. Bei größeren Mengen des Giftstoffs drohen gefährliche Herzrhythmusstörungen. Während der Duft des Maiglöckchens leicht süßlich ist, riecht der Bärlauch nach Knoblauch. Außerdem haben die Blätter des Maiglöckchens im Gegensatz zum Bärlauch keinen Stiel.

4. Tollkirsche

Quelle: imago
Lebensbedrohlich sind die Beeren der Tollkirsche. Tückischerweise sehen die Früchte nicht nur verlockend aus, sondern schmecken leicht süßlich wie echte Kirschen. Man kann sie daran erkennen, dass sie durch ihre adstringierende Wirkung im Mund ein sehr pelziges Gefühl hinterlassen. Schon drei bis vier Beeren können für Kinder tödlich sein. Auch Erwachsene können beim Verzehr sterben. In dem Nachtschattengewächs findet sich unter anderem das Gift Atropin, was für Halluzinationen, Verwirrtheit und Krämpfe sorgen kann. Im weiteren Verlauf drohen schwerwiegende Herz-Rhythmus-Störungen mit Herzstillstand.

5. Eibe

Quelle: imago/Christian Ohde
Die Eibe ist eine beliebte Heckenpflanze. Hier sind mit Ausnahme des Samenmantels der Beeren alle Pflanzenteile giftig. Sowohl die Nadeln als auch die Samen enthalten das hochgiftige Taxin. Neben Erbrechen, Durchfall und Schwindel kann es zudem zu Krampfanfällen, Bewusstlosigkeit sowie zu Herz-Kreislaufstörungen kommen, die tödlich sein können.

6. Goldregen

Quelle: imago
Beim Goldregen handelt es sich um eine gefährliche und giftige Schönheit mit harten, bohnenähnlichen Samen, die im Sommer zu Boden fallen und damit für Kinder gut erreichbar sind. Gerade die Samen enthalten die höchste Konzentration an Giftstoffen. Bereits kleine Dosen können Beschwerden wie Kopfschmerzen, Erbrechen und Magenkrämpfe hervorrufen. Bei großen Mengen des Giftstoffes Cytisin sind Schwindelanfälle, Verwirrtheit und Herz-Rhythmus-Störungen die Folgen.

7. Riesenbärenklau

Quelle: dpa
Der Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude genannt, wurde einst als Zierpflanze in Gärten und Parks gepflanzt. Von dort hat sich das ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Gewächs in der freien Natur ausgebreitet. Auch in heimischen Gärten tritt der Riesenbärenklau immer wieder in Erscheinung. Das Gefährliche beim Riesenbärenklau ist der Pflanzensaft. Er enthält sogenannte Furocumarine, phototoxisch wirkende Inhaltsstoffe, die die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen. Diese phototoxischen Substanzen führen in Verbindung mit Sonnenlicht zu schweren Hautschäden. Die Beschwerden reichen von starken Rötungen bis hin zu sehr schmerzhaften Verbrennungen mit Quaddeln und Blasen.

Herkulesstaude und Ambrosia stark verbreitet

Die Beseitigung der Herkulesstaude sollte nur mit langärmeliger Kleidung und Handschuhen erfolgen. Kommt es dennoch zum Hautkontakt mit der Pflanze, empfiehlt Biologe Fabian Droppelmann:
Betroffene sollten unbedingt einen schattigen Ort aufsuchen und die betroffenen Stellen mit Wasser und Seife abwaschen. In den darauffolgenden Tagen und Wochen sollten die betroffenen Areale mit Sonnenmilch eingerieben werden.
Fabian Droppelmann, Biologe
Oftmals müssen die Hautschäden ärztlich behandelt werden. Zur Linderung bewährt haben sich kühlende Umschläge mit Schwarztee und kortisonhaltige Cremes.
Der Riesenbärenklau besiedelt immer öfter auch Gärten als ungebetener Gast. Ebenso wie die Ambrosia, die über die Samen in Vogelfutter nach Deutschland eingeschleppt wurde und sich seitdem stark ausbreitet. Die Ambrosia ist hoch-allergen. Ihre Pollen können Bindehautreizungen und allergisches Asthma auslösen.

Pflanzen-Vergiftung: Was tun im Notfall?

Bei Verdacht auf eine Vergiftung, sollte schnell gehandelt werden. Folgende Punkte sind dabei zu beachten:
  • Pflanze bestimmen: Es ist wichtig die Pflanze zu kennen, die berührt oder verschluckt wurde. Um die Pflanze bestimmen zu können, sollte ein Foto von ihr gemacht werden. Eine Liste ausgewählter Gift-Pflanzen bietet beispielsweise das Universitätsklinikum Freiburg.
  • Giftnotrufzentrale anrufen: Um das weitere Vorgehen abzustimmen, sollten Betroffene sich an die Giftnotrufzentralen wenden. Bei schweren lebensbedrohlichen Symptomen ist der Rettungsdienst (112) zu alarmieren.
  • Tipp: Nummer des zuständigen Giftnotrufs notieren und für den Notfall griffbereit aufbewahren.
  • Symptome notieren: Es ist wichtig, die körperlichen Beschwerden und Symptome beschreiben zu können.
  • Wasser geben: Etwas Wasser zum Trinken hilft, das Gift zu verdünnen. Milch dagegen verschlimmert die Situation. Sie enthält Fett, was die Giftstoffe bindet und damit lange im Körper hält.

Giftnotruf: Wichtige W-Fragen

Für die Vergiftungsberatung sind folgende Angaben wichtig:

WER (Alter, Gewicht) hat

WAS (genauer Name des Giftstoffes bzw. Produkts, am besten von der Packung ablesen)

WANN (genauer Einnahmezeitpunkt) und

WELCHE Menge (genaue Mengenangabe / bzw. maximal mögliche Menge) eingenommen?

Was wurde bisher unternommen?

Wie geht es dem Patienten?

Wie ist der Anrufer erreichbar? (Rückrufnummer)

Quelle: Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg

Warum soll man bei einer Vergiftung nicht erbrechen?

Uwe Stedtler von der VIZ Freiburg warnt vor voreiligen Reaktionen. Vor allem das Erzwingen eines Erbrechens, indem man einen Finger in den Hals stecke oder sogar Salzwasser zu trinken gäbe, um den Magen wieder zu entleeren, seien die falschen Maßnahmen:
Es gibt Ohnmachtsanfälle nach diesem Würgen und Salzwasser ist in größeren Mengen für Kinder gefährlich. Wir müssen die Kinder dann wegen dieser Maßnahmen in die Klinik schicken und nicht wegen der eigentlichen Pflanzenvergiftung.
Dr. Uwe Stedtler, Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg (VIZ)
Eltern sollten ihren Kindern bereits im frühen Alter beibringen, keine unbekannten Früchte oder Pflanzenteile in den Mund zu stecken und immer vorab zu fragen. Um ganz auszuschließen, dass sich Kinder an Pflanzen vergiften, empfiehlt sich: Erst gar keine gefährlichen Arten im Garten anpflanzen oder bestehende entfernen, solange Kinder noch klein sind und die Gefahren nicht kennen oder einschätzen können. Es gibt zahlreiche ungiftige Blumen, Kräuter und Gehölze.

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