: So machen Sie guten Dünger selbst

von Karen Grass
24.05.2023 | 04:37 Uhr
Im eigenen Garten greifen viele zu Düngeprodukten, die gutes Pflanzenwachstum und Umweltfreundlichkeit versprechen. Warum Fachleute eher zum Selbermachen raten - und wie das geht.

Die Pflanzen im Garten oder Balkon umweltfreundlich düngen mit organischem Dünger. Doch ist organischer Dünger wirklich bio, ökologisch und schadstofffrei?

08.05.2023 | 05:42 min
Womit düngen, damit es den Pflanzen gut geht - aber auch der Umwelt? Es ist eine der Frühjahrsfragen für viele Hobbygärtner*innen. Kunstdünger wie Blaukorn werden von den Herstellern oft als leistungsstark und umweltschonend beworben. Doch während sie Pflanzen tatsächlich schnell und zielgenau stärken, machen Fachleute an die Umweltverträglichkeit ein Fragezeichen: Denn der Rohstoffabbau und die Herstellung solcher Dünger sind mit massiven Umwelteingriffen und hohem Energieverbrauch verbunden. Außerdem werden Kunstdünger schnell ausgewaschen und können so die Qualität von Boden und Wasser beeinträchtigen.

Begriff "Bio" beim Dünger nicht geschützt

Die Alternative zu Kunstdüngern sind sogenannte organische Dünger. Auch von ihnen gibt es im Handel heute dutzende Varianten, oft mit Slogans wie "ökologisch wertvoll" oder "natürlich biologisch". Doch was steckt dahinter?
Was man wissen muss: Der Begriff 'Bio' ist bei Dünger nicht geschützt, anders als etwa im Lebensmittelbereich, wo ich beim Biosiegel genau nachvollziehen kann, welche Kriterien beim Anbau erfüllt wurden
Maximilian Hofmeier, Landwirtschaftsexperte beim Umweltbundesamt (UBA)
Organische Dünger sind also nicht automatisch ökologisch wertvoll hergestellt oder aus besonders nachhaltigen Inhaltsstoffen. Organisch heißt stattdessen erstmal nur, dass ein Dünger aus natürlichem Material besteht - das kann aber auch Rinderkot aus konventioneller Massentierhaltung sein.

Vorteil von organischem Dünger ist, dass er nicht nur Nährstoffe abgibt, er hilft auch bei der Verbesserung der Bodenstruktur und bietet Nahrung für die Mikroorganismen im Boden.

03.04.2023 | 00:56 min

Rückstände von Medikamenten im Dünger möglich

Und genau das ist der Grund, weshalb Wissenschaftler*innen sich auch mit ihnen aktuell kritisch beschäftigen. "Wenn Sie pflanzliche Dünger kaufen, können darin etwa Pestizidrückstände aus der konventionellen Landwirtschaft stecken - oder in tierischen Düngern wie Rinderkot oft Rückstände von Medikamenten wie Entwurmungsmittel oder Antibiotika", erklärt Elke Bloem. Sie forscht zu diesen unerwünschten Schadstoffen im Düngemittelprojekt Lex4Bio am Julius Kühn-Institut (JKI) Braunschweig und erklärt, wie die Antibiotika im Dünger landen:
Wenn ein Tier krank ist, wird in der konventionellen Massentierhaltung immer noch oft die ganze Herde mit Antibiotika behandelt und den größten Teil davon scheiden die Tiere dann wieder aus.
Elke Bloem, Forscherin im Düngemittelprojekt Lex4Bio am Julius Kühn-Institut

Pflanzen können durch Dünger multiresistente Keime bilden

Und welche Folgen hat das, wenn man diese Dünger dann wieder auf die angebauten Pflanzen ausbringt? Das hat Bloems Kollegin Doreen Babin untersucht: "Die Mikroorganismen im Boden können sich quasi an die Antibiotika anpassen", sagt Babin. So könne es dazu kommen, dass sich multiresistente Keime bilden. "Solche Bakterien haben wir dann zum Beispiel auf frischen pflanzlichen Produkten gefunden, die wir dann wiederum mit der Nahrung aufnehmen, wodurch sich die resistenten Bakterien mit unserem Darmmikrobiom mischen und diese Resistenzen weitergeben können."
Indirekte Folge kann letztlich sein, dass Antibiotika im Krankheitsfall nicht mehr anschlagen. Das ist natürlich vor allem in der Anwendung im großen Stil in der Landwirtschaft ein Problem.
Dafür punkten organische Dünger aber in Sachen Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und gute Nährstoffversorgung für die Böden - und werden deshalb immer wichtiger. Also suchen Forscher*innen wie am JKI nach Lösungen, um die Produkte schadstofffreier zu bekommen.

Phosphor wird tonnenweise abgebaut und massiv in der Landwirtschaft als Dünger eingesetzt. Doch die weltweiten Reserven schwinden. Forscher setzen deshalb auf Recycling.

03.11.2020 | 06:17 min

Wichtig beim Düngen: Maß halten

"Für Hobbygärten würde ich allerdings empfehlen, eher zu schauen, was kann ich selbst machen, um eigenen Dünger herzustellen", so Elke Bloem. Ihre Empfehlung: falls vorhanden im eigenen Garten einen Kompost aus unbehandelten Gemüseresten anlegen. Oder eine pflanzliche Jauche aus Löwenzahn oder Brennnesseln ansetzen.
Das Wichtigste beim Düngen ist laut der Fachleute von UBA und JKI aber: Maß halten! Denn einige Nährstoffe reichern sich im Boden an und zu viel davon ist weder für Pflanzen noch für Boden und Grundwasser gut.

Dünger vom Komposthaufen

Quelle: ZDF
Benötigt werden:

unbehandelte Holzlatten und Gitterdraht

Säge, Zange, Hammer und Nägel

Biomüll und Grünschnitt

gegebenenfalls etwas Kompoststarter

halbschattiger Standort auf unversiegeltem Boden

So geht's:

  1. Holzlatten oder Gitterdraht zu einem Quader mit Luftschlitzen verbauen. Boden mit Gitterdraht verschließen, sodass kleine Bodenorganismen, aber keine Nager durchkommen.
  2. Zum Start idealerweise abwechselnd trockenere Komponenten wie Holzhäcksel und feuchtere wie etwa Obstschalen oder Grasschnitt schichten - nur in der richtigen Komposition kommt die "Rotte" gut in Gang.
Achtung: keine zubereiteten Speisereste oder Fleischreste auf den Kompost! Besser auch keine behandelten Obstschalen oder ähnlich. Deren Schadstoffe können eher auf großen langjährigen Komposthaufen der städtischen Entsorgung eliminiert werden.

Dünger per Bokashi-Methode

Benötigt werden:

1 Bohrmaschine

2 ineinanderpassende Eimer mit Deckel

1 Auslaufhahn für Regentonnen

Biomüll, Ferment, effektive Mikroorganismen und Sandsack oder ähnlich zum Beschweren

So geht's:

  1. In Boden des oberen Eimers feine Löcher bohren.
  2. Am unteren Eimer Auslaufhahn anbringen; Eimer ineinander stellen.
  3. Bioabfall, etwas Ferment und effektive Mikroorganismen zugeben, beschweren und luftdicht verschließen.
Nach einigen Tagen entsteht fermentierter Biodünger. Auch die im unteren Eimer angesammelte Flüssigkeit eignet sich als Dünger. Achtung: Geruchsentwicklung.

Ideal für Balkon/Terrasse/Garten.

Düngen mit Löwenzahn- / Brennesseljauche

Benötigt werden:

1 Eimer (kein Metall)

10 Liter Regenwasser / abgestandenes Wasser

1 Kilogramm Pflanzenmaterial (Löwenzahn / Brennessel)

gegebenenfalls Steinmehl

So geht's:

  1. Kleingeschnittesnes Pflanzenmaterial in den Eimer geben.
  2. Abgestandenes bzw. Regenwasser auf das Pflanzenmaterial geben.
  3. Gegen die Geruchsentwicklung etwas Steinmehl dazu geben.
  4. Eimer zwei Wochen lang an sonnigen Ort stellen und täglich umrühren.
Die entstandene Jauche eignet sich verdünnt als Dünger und hält auch Schädlinge von den Pflanzen fern. Achtung: Geruchsentwicklung.

Ideal für Balkon/Terrasse/Garten.

Dünger aus der Wurmkiste

Wurmkisten kann man kaufen oder - mit etwas mehr handwerklichem Geschick - auch selbst aus unbehandelten Holzplatten bauen. Wichtig: Die Teile müssen gut miteinander abschließen. Gleichzeitig braucht es genügend Luftlöcher und unten ein Auffangbecken für den flüssigen Wurmtee. Kompostwürmer und eine erste Schicht Humus gibt es bei vielen Anbietern im Netz - oder im Misthaufen des Landwirts Ihres Vertrauens.

So geht's:

  1. Einlesen, was die Würmer fressen können und was nicht (etwa behandelte Zitrusfrüchteschalen) - es handelt sich um Tiere!
  2. Geeignete Biomüllreste kleinschneiden (nicht pürieren!).
  3. Verschiedene Mengen und Futterzyklen austesten.
Idealerweise ist die Oberfläche und sind die Würmer stets mit Biomüll bedeckt.

Nach einer Zeit lässt sich im Auffangbecken flüssiger Wurmtee ernten und in der Kiste Kompost, also Wurmhumus - beides ein idealer organischer Dünger. Achtung: Tiere in Wurmkisten bedürfen etwas Pflege.

Geeignet für Drinnen und Draußen.

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