: Wie der Körper vom Dry January profitiert

von Laren Müller
02.01.2024 | 06:46 Uhr
Nach den Weihnachtsfeiern und dem Neujahrskater setzen viele auf einen neuen Trend: Den ersten Monat des Jahres komplett auf Alkohol zu verzichten. Wie der Körper davon profitiert.

Dry January - Welche Wirkung hat der Alkoholverzicht auf unseren Körper?

02.01.2024 | 05:14 min
Der "Dry January" geht ursprünglich auf eine Initiative der Finnen zurück. Sie führten 1942 den "Sober January" ein, als der Alkoholkonsum während des Krieges gegen Russland drastisch zunahm. 2014 rief die gemeinnützige Organisation "Alcohol Change" in Großbritannien eine Kampagne ins Leben und sicherte sich den eingetragenen Markennamen "Dry January". Diese Kampagne wurde weltweit immer populärer.

Dry January auch in Deutschland

Auch in Deutschland werben gemeinnützige Organisationen für den trockenen Januar - und das aus gutem Grund: Deutschland gilt als Hochkonsumland. Ab 15 Jahren trinkt hier jeder durchschnittlich 10,7 Liter Alkohol pro Jahr. Dabei kann Alkohol gravierende Folgen haben. Er schadet der Gesundheit und erhöht sogar das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs.
Alkohol ist ein Zellgift, das jedes Organ im Körper angreifen kann. Er wirkt schon mit dem ersten Tropfen und kann auch in kleinen Mengen Krankheiten begünstigen.
Dr. Johannes Nießen, Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Wie Alkohol im Körper wirkt

Alkohol ist ein Zellgift, das wasser- und fettlöslich ist. Er gelangt vor allem über die Schleimhaut des Dünndarms ins Blut. Dort verteilt er sich innerhalb weniger Minuten im Blutkreislauf und schließlich im gesamten Körperwasser. Organe wie Herz, Gehirn oder Muskeln werden beeinträchtigt. Über 90 Prozent des Alkohols baut die Leber ab. Sie trägt damit die Hauptlast der möglichen Schädigungen. Dennoch können durch Alkoholkonsum auch andere Körperorgane und Nervenzellen geschädigt werden.

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Wie der Neujahrsvorsatz die Gesundheit fördert

Mehrere Wochen auf Alkohol zu verzichten, kann wohltuend auf den Körper wirken und viele positive Effekte mit sich bringen. Wie schnell sich körperliche und psychische Veränderungen bemerkbar machen, ist bei jedem unterschiedlich. Es hängt unter anderem davon ab, wie viel und wie regelmäßig Alkohol vorher konsumiert wurde.

Das bringt Alkoholfasten

Die Leber freut sich

Wenn sich die Leber nicht mehr mit dem Alkoholabbau beschäftigen muss, hat sie Zeit, sich zu erholen und geschädigte Zellen durch neue zu ersetzen. Nach rund zwei Monaten Alkoholabstinenz können sich alkoholbedingte Entzündungen und sogar eine Fettleber zurückbilden.

Der Blutdruck sinkt

Das gesamte Herz-Kreislauf-System wird beim Alkoholfasten entlastet. Alkohol führt zu einer erhöhten Ausschüttung blutdrucksteigender Hormone und damit zu einer erhöhten Herzfrequenz. Ein Alkoholverzicht hat häufig eine blutdrucksenkende Wirkung.

Der Schlaf verbessert sich

Alkoholkonsum beeinflusst auch das Schlafverhalten. Die Nacht besteht normalerweise aus vier verschiedenen Schlafphasen. Wer alkoholisiert ins Bett geht, überspringt die ersten beiden Phasen und fällt direkt in den Tiefschlaf. Man schläft zwar besser ein, aber das Durchschlafen wird erschwert, weil der Körper den Alkohol abbauen muss. Die Traumphase ist dagegen unruhig und verkürzt. Man wacht öfter auf und schwitzt stärker. Dadurch fühlt man sich am nächsten Morgen gerädert und müde. Wer auf Alkohol verzichtet, hat einen erholsameren Schlaf.

Die Pfunde purzeln

Alkohol ist eine Kalorienbombe. Außerdem setzt er im Gehirn bestimmte Hormone und Botenstoffe frei, die ein Hungergefühl auslösen. Deshalb entsteht ein Appetit auf fettiges und nahrhaftes Essen, der bei Alkoholverzicht ausbleibt.

Eine schönere Haut

Alkohol trocknet die Haut aus, indem er dem Körper Wasser entzieht. Die Folge: Falten, Augenringe, Pickel und Mitesser. Wer einige Wochen auf Bier, Wein und Schnaps verzichtet, wird sich über ein spürbar besseres Hautbild freuen können.

Bessere Laune und mehr Energie

Alkohol kurbelt die Ausschüttung positiver Botenstoffe an - wir fühlen uns gut. Ohne Alkohol wird dann die Botenstoffausschüttung gedrosselt. Wir fühlen uns niedergeschlagen und matt. Doch durch den Alkoholverzicht normalisiert sich der Hormonhaushalt wieder. Der stimmungsdämpfende Effekt bleibt aus.
"Um es mit Herbert Grönemeyer zu sagen: Alkohol ist ja erstmal ein Sanitäter in der Not", erläutert Bevölkerungsmediziner Johannes Nießen. "Aber es heißt dann auch weiter, Alkohol ist auch das Schiff, mit dem man untergeht." Am Anfang fühle man sich noch gut, aber langfristig sei man niedergeschlagen, nahezu depressiv und nicht mehr leistungsfähig, erklärt Johannes Nießen.

Vier Wochen ohne Alkohol können lang sein

Um den Dry January durchzuhalten, empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, sich neue, gesündere Gewohnheiten und Routinen zu schaffen. Besonders herausfordernd empfinden viele das Ablehnen von Alkohol auf einer Geburtstagsfeier oder in der Kneipe. "Nein" zu sagen kann man aber trainieren. Je häufiger man Alkohol ablehnt, desto leichter und selbstverständlicher wird es.

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Riskanter Alkoholkonsum

Neben den spürbaren körperlichen Veränderungen, sollte der Dry January Anlass dazu sein, sich selbst zu hinterfragen. Folgende Fragen können dabei helfen:
  • Kann ich auch ohne Alkohol Geburtstag feiern oder mich mit Freunden treffen?
  • Wie schwer fällt mir die Abstinenz?
  • Ist mein Konsum riskant?

Wann von riskantem Alkoholkonsum gesprochen wird

Rund neun Millionen Menschen in Deutschland haben einen riskanten Alkoholkonsum. Trinken Frauen mehr als ein kleines Glas Wein am Tag und Männer mehr als zwei, spricht man bereits von einer riskanten Alkoholtrinkmenge. Den Mythos, ein Glas Rotwein am Tag sei gut fürs Herz, haben aktuelle Studien längst widerlegt. Der Alkoholkonsum ist außerdem nachweislich riskant, wenn nicht mindestes zwei bis drei alkoholfreie Tage in der Woche eingehalten werden.
Besonders ungesund ist es, große Mengen Alkohol auf einmal zu trinken. Gerade das sogenannte Komasaufen ist sehr gefährlich.
Dr. Johannes Nießen, Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Mit dem CAGE-Test das eigene Trinkverhalten testen

Der CAGE-Test ist ein gängiger Selbsttest, um das eigene Trinkverhalten zu hinterfragen. Er wird auch häufig von Hausärzten oder Suchtberatern angewandt, um eine erste Einschätzung bezüglich des Alkoholkonsumverhaltens zu bekommen.

Bei mehr als zwei Antworten mit "Ja" ist das Vorliegen eines Alkoholmissbrauchs wahrscheinlich.

  1. C - Cut down: Haben Sie jemals das Gefühl gehabt, Sie müssten Ihren Alkoholkonsum vermindern?
  2. A - Annoyed: Haben andere Personen Sie dadurch geärgert, dass diese Ihr Trinkverhalten kritisiert haben?
  3. G - Guilt feelings: Haben Sie sich jemals schlecht oder schuldig wegen des Trinkens gefühlt?
  4. E - Eye opener: Brauchen Sie morgens Alkohol, um erst richtig leistungsfähig zu werden?

Wo man Hilfe findet

Wer sein Alkoholproblem in den Griff bekommen möchte, Hilfe braucht oder Rat für andere sucht, kann die Telefonberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kontaktieren oder sich an Suchtberatungsstellen beziehungsweise den Hausarzt wenden.

Dry January: Ein langfristiger Effekt?

Der Körper reagiert auf die Alkoholabstinenz je nach vorangegangenem Konsum spürbar schnell. Allerdings nützt es natürlich nichts, wenn man dafür die restlichen Monate des Jahres umso tiefer ins Glas schaut.
Eine britische Studie aus dem Jahr 2019 besagt, dass der Dry January tatsächlich einen Langzeit-Effekt hat: Wer im Januar auf Alkohol verzichtete, hat das gesamte Jahr über weniger zu alkoholischen Getränken gegriffen.

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