: Edeka stoppt Verkauf von veganem Streichfett

von Florence-Anne Kälble
26.03.2024 | 05:13 Uhr
Vegane Butter-Alternativen erobern die Kühlregale. Öko-Test fragte, ob sie besser als Margarine sind. Ergebnis: Sieben Blöcke fallen durch, Edeka stoppt den Verkauf der Eigenmarke.
Veganes Streichfett ist eine beliebte Alternative zu tierischen Produkten wie Butter.Quelle: Colourbox.de
Bislang galt Margarine immer als guter Butter-Ersatz für Veganer. Neuerdings erobern vegane Blöcke die Frühstückstische. Dahinter verbirgt sich ein rein aus pflanzlichen Inhaltsstoffen gewonnenes Streichfett. Die Produkte sind wie Butter in Folie oder Papier eingeschlagen. Neun Produkte sind im Auftrag von Öko-Test für die April-Ausgabe in verschiedenen Laboren getestet worden. Das Ergebnis: Kein veganes Streichfett wurde von der Öko-Test-Redaktion empfohlen.

Lieferkette der Fette in der Kritik

Zu den Hauptproblemen zählt Mineralöl, darunter auch die besonders bedenklichen chemischen Verbindungen MOAH und ungünstige Fettzusammensetzungen. Vor allem bemängelte Öko-Test die wenig vorhandene Bereitschaft die Lieferketten der tropischen Fette offenzulegen.
Gefragt wurde unter anderem, woher Sheabutter und Kokosöl stammten, da diese in den veganen Blöcken steckten. Auch wollte Öko-Test wissen, ob die Hersteller den ökologischen und sozialen Problemen in den Anbauländern Beachtung schenkten und ob sie etwas dagegen taten. Antworten auf die Fragen gab es seitens der Unternehmen kaum bis gar nicht.
Es ist eine neue Produktgruppe, ja. Aber auf die Lieferketten zu achten, gehört von Anfang an dazu. Was die Hersteller hier abliefern, enttäuscht.
Lisa-Marie Karl, Lebensmittelchemikerin

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Was ist der Unterschied zwischen Margarine und veganer Butter?

Was soll vegane Butter sein? Dieser Frage ist Öko-Test nachgegangen. "Margarine in anderer Verpackung" passe laut den Testern nicht, da diese nicht immer ausschließlich vegan sei. Sie darf bis zu drei Prozent Milchfett enthalten. Hinzu komme, dass Hersteller für klassische Margarine eher flüssige Fette verwendeten, die bei Zimmertemperatur fest sind. Dadurch sei die Fettzusammensetzung in der Regel ungünstiger.
Der Anteil gesättigter Fettsäuren sei laut Öko-Test bei veganen Blöcken meist höher als in Margarine und der Anteil der wertvollen Omega-3-Fettsäuren niedriger. Deswegen schnitten im Testergebnis speziell bei der Fettzusammensetzung fast alle Produkte nur mit "befriedigend" oder "ausreichend" ab.

Hauptkritikpunkt: Mineralöle in vielen Produkten

Verunreinigungen durch Mineralölbestandteile sind in acht von neun festen Blöcken gefunden worden. Die Ausnahme stellte "Rama Sooo Buttrig!" dar, die von Öko-Test aber dennoch mit der Gesamtnote "mangelhaft" bewertet wurde.
Mineralölbestandteile werden in zwei Hauptgruppen aufgeteilt: die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH/MOSH-Analoge und die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe MOAH. MOAH sind die bedenklicheren, weil es innerhalb dieser Gruppe Verbindungen gibt, die Krebs erregen können. Bei MOSH/MOSH-Analogen sei es bislang unklar, ob und wie sich diese auf die Gesundheit auswirken könnten. Bislang fehlten laut Öko-Test gesicherte Ergebnisse. Sicher sei nur, dass MOSH sich im Körper anreichern und dort die wohl größte Verunreinigung darstellen.

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Fazit zum veganen Streichfett

In drei der veganen Produkte habe das Labor die besonders bedenklichen MOAH nachgewiesen. Zwei davon überschritten den Richtwert, den der Ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel der EU-Kommission 2022 vorgeschlagen hatte.
Unter anderem betroffen war die "Edeka My Veggie No B:)tter", die von Öko-Test mit "ungenügend" bewertet wurde. Obgleich der EU-Vorschlag noch keine rechtliche Bindung habe und belastete Produkte somit nicht vom Markt genommen werden müssen, habe Edeka den Befund laut Öko-Test ernst genommen und den Verkauf des betroffenen Artikels gestoppt.
Geschulte Sensorikexperten haben den Geschmackstest gemacht. Fazit: Fünf Produkte schnitten mit sehr gut ab. Vier der veganen Blöcke setzten auf natürliche Aromen. Der "Naturli’ Organic Vegan Block" kommt zwar ganz ohne künstliche Zusätze aus, wurde von Öko-Test im Gesamtergebnis aber mit "ausreichend" bewertet.

Testverfahren von Öko-Test

Getestet wurden neun vegane Blöcke, also in Folie oder Papier eingewickeltes, festes veganes Streichfett aus dem Kühlregal, darunter vier Bio-Produkte. Sie kosteten zwischen 1,59 und 2,74 Euro pro 250 Gramm.

Die Produkte sind in verschiedenen Laboren getestet worden: auf die Fettschadstoffe 3-MCPD und Glycidol, auf Transfettsäuren, Mineralölbestandteile und Weichmacher. Weiterhin ließ Öko-Test die Blöcke durch ein Pestizidscreening laufen und auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe testen. Die Fettzusammensetzung wurde überprüft und sich bei deren Bewertung an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) orientiert.

Zudem fand ein Geschmackstest statt. Drei erfahrene Sensorikprüfer haben die Produkte verkostet und deren Geruch, Geschmack, Konsistenz/Streichfähigkeit und Schmelz bewertet. Per Deklaration wurde zudem überprüft, ob die Produkte Aromen enthalten oder andere Vitaminzusätze als Vitamin A und D. Eine Anreicherung mit diesen beiden fettlöslichen Vitaminen wird vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Streichfetten als sinnvoll toleriert. Darüber hinaus akzeptierte Öko-Test auch das für Veganer wichtige Vitamin B12.

Daneben wurden die Werbeaussagen überprüft - etwa, ob die Anbieter mit Begriffen wie "klimaneutral" warben und dies nicht ausreichend erklärten. In allen neun Produkten stecken tropische Fette. Weil der Anbau der Ölfrüchte oft mit Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen verbunden ist, bat Öko-Test die Hersteller um Offenlegung ihrer Lieferketten sowie um Belege, inwieweit sie für die Probleme in der Lieferkette Verantwortung übernehmen.

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