: Milliarden-Schaden durch Corona und Krieg
Am Ende war Florence Mends-Cole nur noch zum Heulen zumute. "Nach 21 Monaten Pandemie, Lockdowns und etlichen Verordnungen sind wir mit unserer Kraft am Ende", schreibt die Gastwirtin auf Instagram. 30 Jahre lang betrieb sie die "Daniela Bar" im Hamburger Schanzenviertel. Im Mai 2022 schloss sie für immer. Am Ende versteigerten sie noch die Barhocker.
"Für mich geht ein kostbares Stück Hamburg verloren", schreibt eine Besucherin. "Es fühlt sich an wie Liebeskummer, schlimmer Liebeskummer", eine andere. "Es raubt einem die Kraft und das schon lange", schreibt ein weiterer und bezieht sich damit auf die Ausnahmesituation durch Corona. "Ihr habt Euch wacker geschlagen."
"Daniela Bar" schließt für immer
Gastgewerbe macht 83 Milliarden Euro Verlust
Kaum eine Branche hat so unter Corona gelitten wie Gastronomie und Gastgewerbe. "Die Lockdowns, Einschränkungen und Auflagen haben zu nie gekannten Umsatzverlusten und existenziellen Sorgen geführt", sagt Stefanie Heckel vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga.
Die Branche habe nach eigenen Berechnungen von März 2020 bis Oktober 2022 rund 83 Milliarden Euro wegen Corona verloren. Das ist der größte wirtschaftliche Einbruch in der Nachkriegszeit.
Die Konten unserer Unternehmer sind leer, die Rücklagen aufgebraucht.
Überleben dank Kurzarbeitergeld und Corona-Hilfe
Nach einem guten Sommer und einem Goldenen Oktober 2022 habe sich die Lage wieder verbessert. "Besonders freut uns, dass auch Geschäftsreisen, Firmenveranstaltungen, Konzerte und Messen wieder stattfinden", sagt Heckel.
Sie sagt aber auch, dass die Branche ohne das Kurzarbeitergeld und die Corona-Hilfen Hunderttausende Mitarbeiter verloren hätte. Ein Drittel der 220.000 Unternehmen hätte ohne Hilfe nicht überlebt.
Erst Corona, jetzt auch noch Krieg
Nicht nur für Hotels und Gaststätten war Corona eine Katastrophe. Neuere Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft beziffern die ökonomischen Verluste auf 420 Milliarden Euro - wobei bei dieser Zahl auch der Krieg gegen die Ukraine und die Energiekrise eine Rolle spielen. In einer Studie schreibt der Ökonom Michael Grömling:
Damit nähert sich das Ausmaß der gegenwärtigen Wertschöpfungsverluste jenen 500 Milliarden Euro infolge der globalen Finanzmarktkrise.
Im ersten Corona-Jahr 2020 beläuft sich der Schaden demnach auf 175 Milliarden Euro. 2021 waren es noch einmal 125 Milliarden - alleine in den ersten beiden Corona-Jahren also ein Verlust von 300 Milliarden Euro. Vor allem Ausfälle beim privaten Konsum haben der Wirtschaft zugesetzt.
In der Pandemie sind einige Maßnahmen getroffen worden, die sich im Nachhinein als unnötig erwiesen haben. Welche Lehren können daraus für die Zukunft gezogen werden?
11.12.2022Wohlstand bleibt dauerhaft beeinträchtigt
Zwar habe sich die Lage Anfang 2022 zunächst entspannt. Doch dann kam die russische Invasion in die Ukraine. Pandemie und Krieg hätten die globalen Lieferketten gestört, so Grömling. Sein Fazit: "Insgesamt belaufen sich die Kosten von Pandemie und Krieg im Jahr 2022 auf 120 Milliarden Euro."
Trotz aller Hilfspakete: Pandemie, Krieg und Energiekrise belasten die Wirtschaft auch 2023. Stefanie Heckel von Dehoga sagt: "Wir sind vom Vorkrisenniveau noch weit entfernt." Und Michael Grömling blickt sorgenvoll auf die Zeit bis 2030. Die Wohlstandsbasis in der laufenden Dekade sei "empfindlich und dauerhaft beeinträchtigt."
Die Scherben der Corona-Pandemie
Fast drei Jahre schon Leben mit Corona. Welche Schäden hat die Pandemie angerichtet? Wie fällt das Fazit aus? ZDFheute blickt in der Serie "Die Scherben der Corona-Pandemie" in verschiedene Lebensbereiche.