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: Spritpreise: 2022 wird Rekordjahr

06.11.2022 | 06:43 Uhr
Man merkt es Woche für Woche an der Tankstelle: 2022 wird das teuerste Tankjahr aller Zeiten. Noch keinen Tag war der Sprit bislang billiger als im bisherigen Rekordjahr 2012.
Es steht rein rechnerisch quasi schon fest: 2022 wird das teuerste Tankjahr aller Zeiten. Schon zwei Monate vor Jahresende wäre daran wohl selbst dann nichts mehr zu ändern, wenn Benzin und Diesel ab Sonntag verschenkt würden, wie Berechnungen der Deutschen Presse-Agentur auf Basis von Daten des ADAC zeigen.
Bei Superbenzin der Sorte E10 wurde die Grenze mit dem Samstag überschritten, beim besonders stark von den Preissteigerungen betroffenen Diesel war sie schon vor einem Monat gefallen.

ADAC: 2022 beim Spritpreis "extremes Jahr"

Im bisherigen Rekordjahr 2012 hatte E10 im Schnitt 1,589 Euro pro Liter gekostet, Diesel 1,478 Euro. Im laufenden Jahr gab es noch keinen einzigen Tag, an dem auch nur eine der Sorten im bundesweiten Durchschnitt billiger gewesen wäre. "2022 ist ein bezüglich der Kraftstoffpreise extremes Jahr", sagt der ADAC-Experte Christian Laberer.
Die Spritpreise befinden sich nach wie vor auf einem überteuerten Niveau, insbesondere bei Diesel.
ADAC-Experte Christian Laberer
Seit sie kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges in die Höhe geschossen waren - Diesel kostete damals kurzzeitig mehr als 2,30 Euro, Benzin über 2,20 Euro pro Liter - sind die Preise nicht mehr auf alte Niveaus gesunken. Zwar ging es streckenweise nach unten und die vorübergehende Steuersenkung im Sommer dämpfte für drei Monate die Kosten.

E10-Sprit wird Höchstwert wohl um 29 Cent toppen

Doch wenn man für den Rest des Jahres etwa gleichbleibende Spritpreise annimmt, werden an dessen Ende Durchschnittspreise stehen, die die alten Rekorde geradezu pulverisieren. Bei E10 ergäben sich ein Jahresdurchschnitt von etwa 1,88 Euro - rund 29 Cent über dem alten Rekord.
Bei Diesel ergäbe sich ein Wert von rund 1,98 Euro pro Liter - das sind ganze 50 Cent mehr als der bisherige Rekord. Schnelle Entspannung ist nicht unbedingt in Sicht.
Es besteht die Gefahr, dass sich die hohen Preise für längere Zeit am Markt verfestigen.
ADAC-Experte Christian Laberer
Um das zu verhindern, müssten die Verbraucher ihre Marktmacht nutzen und bewusst günstig tanken, um den Wettbewerb anzukurbeln.

Wie viel Mehrkosten bedeuten die Preise für Autofahrer?

Wie stark die hohen Spritpreise Autofahrer belasten, hängt davon ab, wie viel ihr Fahrzeug verbraucht und wie weit sie jedes Jahr fahren. Doch geht man von den hochgerechneten Werten für das Gesamtjahr aus, zieht typische Fahrzeuge und Fahrleistungen heran und vergleicht mit den Durchschnittspreisen der zehn Jahre davor, sind es Hunderte Euro.

  • Bei einem Diesel mit einer Jahresfahrleistung von 20.000 Kilometern und einem Verbrauch von 6 Litern auf 100 Kilometern steigen die Kosten um rund 860 Euro im Jahr.
  • Benziner legen in der Regel kürzere Strecken zurück, verbrauchen aber mehr. Setzt man hier typische 10.500 Kilometer und 7,5 Liter auf 100 Kilometer an, liegen die Mehrkosten bei rund 360 Euro.

Haben die Preise Auswirkungen auf die Sprit-Wahl?

Der Anteil des günstigeren E10 am Benzinverbrauch ist kräftig gestiegen. In den ersten sieben Monaten des Jahres lag er bei 22,8 Prozent, im Vorjahreszeitraum erst bei 15,8. Und noch viel mehr Autofahrer könnten so sparen, sagt Laberer. "Fast alle Benziner vertragen das, wenn es sich nicht gerade um Oldtimer handelt. Der Preisunterschied beträgt meist 5 bis 6 Cent. Trotzdem wird immer noch viel mehr normales Super als E10 getankt."

Quelle: dpa

Ein kleines bisschen Hoffnung macht Laberer Autofahrern allerdings:
Im Moment sind wir noch weit von einer Normalisierung entfernt, zuletzt schien der Wettbewerb aber zumindest bei Benzin wieder stärker zu greifen, so dass die Preise nicht mehr so deutlich vom Ölpreis entkoppelt sind, wie in den Monaten seit Beginn des Ukraine-Krieges. Es gibt aber noch viel Luft nach unten.
ADAC-Experte Christian Laberer
Und bei Diesel sei die Situation "sehr viel härter". Dazu tragen auch Sondereffekte bei, wie Laberer erklärt: "Die Industrie ersetzt Gas durch Diesel und aktuell zieht die Nachfrage nach dem sehr ähnlichen Heizöl wieder an. Aber das rechtfertigt nicht, wie stark die aktuellen Preise überhöht sind."
Quelle: dpa

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