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: Warum die Corona-Inzidenz so stark sinkt

von Robert Meyer
13.03.2023 | 08:37 Uhr
Die Corona-Inzidenz fällt, also hat sich die Lage gebessert? So einfach ist es nicht. Es gibt einen Grund für die sinkenden Zahlen - und das ist nicht das Infektionsgeschehen.
Die Inzidenz ist stark gesunken, aber das liegt nicht unbedingt an weniger Infektionen.Quelle: Uwe Anspach/dpa/ZDF
Seit Anfang März ist die Corona-Inzidenz in Deutschland massiv eingebrochen. In einem Großteil der Landkreise liegt der einst so wichtige Pandemie-Indikator unter 50 - und in den kommenden Tagen werden vermutlich noch zahlreiche Kreise hinzukommen. Warum ist das so?
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Warum sinkt die Inzidenz?

Es scheinen sich jedenfalls nicht weniger Menschen mit dem Coronavirus zu infizieren. Grund sind vielmehr die Folgen einer Gesetzesänderung, die zum 1. März in Kraft getreten ist. Zu Beginn des Monats ist zum Beispiel nicht nur die Maskenpflicht in Kliniken und Pflegeheimen weggefallen.
Seitdem haben Bürger*innen mit einem positiven Schnelltest oder Corona-Symptomen auch keinen Anspruch mehr auf kostenlose PCR-Tests - die gibt es nur noch, wenn Ärzt*innen sie für notwendig befinden. Und auch die Schnelltests sind nicht mehr kostenlos. Und in vielen Fällen ist ein positiver Schnelltest überhaupt erst der Anlass, einen PCR-Test zu machen.
Wegen der ausbleibenden Tests ist die Zahl der Corona-Fälle auf dem Papier noch nie so stark gesunken wie in diesem Monat - nicht mal während abklingender Infektionswellen. Zahlreiche Landkreise rutschen nun unter die einst so wichtige Inzidenz-Marke von 50.
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Wie aussagekräftig die Inzidenz noch ist

Die Sieben-Tage-Inzidenz hat das Infektionsgeschehen schon seit einiger Zeit nicht mehr vollständig abgebildet. Im Laufe der Pandemie wurde die Teststrategie oft geändert - man denke nur an die PCR-Tests für Reiserückkehrer*innen im Sommer 2020. Die Folge: Die Corona-Wellen lassen sich nur schwer miteinander vergleichen.
Dazu kommt: Die Inzidenz beinhaltet nur durch PCR-Test bestätigte und an das Robert-Koch-Institut übermittelte Corona-Fälle. Viele Infektionen bleiben schon seit Längerem wegen der gut wirkenden Impfung, bereits durchgemachter Infektionen und der insgesamt milder verlaufenden Omikron-Variante unentdeckt.
Und viele Menschen ließen sich in der Vergangenheit auch trotz positiver Schnelltests oder Krankheitssymptomen überhaupt nicht mehr testen, obwohl sie Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test gehabt hätten.
Dieses Datenproblem hat sich seit dem 1. März nochmals verschärft - und wird sich auch nicht mehr bessern. Die Folge: Die Inzidenz verliert weitgehend ihre Aussagekraft, weil die meisten Fälle nicht mehr in die Statistik einfließen. Wer vermutet, Corona zu haben, wird sich einen Schnelltest kaufen und nicht noch einen zusätzlichen PCR-Test machen, der im Zweifel Geld kostet.

Wie lässt sich die Corona-Lage trotzdem einschätzen?

Das Robert-Koch-Institut nutzt mittlerweile eine Reihe anderer Daten, um die Lage einschätzen zu können. Ein Blick auf diese Zahlen zeigt: Nur weil die etablierten Zahlen zunehmend unsicherer werden und vermeintlich sinken, ist die Pandemie noch nicht vorbei.
Das RKI überwacht beispielsweise mithilfe von Abwasser-Proben oder Meldungen durch Ärzt*innen und Kliniken, wie verbreitet Atemwegserkrankungen wie Erkältungen, Grippe oder eben Covid in der Bevölkerung sind. Ein Beispiel: Die Zahl der Arztbesuche wegen Covid ist im Gegensatz zur vermeintlich gesunkenen Inzidenz Anfang März gestiegen:
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Und auch andere Daten zeigen, dass sich die Lage im März nicht entspannt hat. Die Zahl der Covid-Fälle auf Intensivstation hat sich seit Anfang Februar beinahe verdoppelt. Im Schnitt sterben aktuell noch 90 Menschen pro Tag an Corona.
Die wichtigsten Corona-Daten gibt es in unserem Überblick:

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