Update

: Streik, Rente - Nein, Doch, Oh!

von Thorsten Duin
19.01.2023 | 18:04 Uhr
In Frankreich wird massiv gegen die Rentenpläne gestreikt - hierzulande aber kein Grund zum Zurücklehnen. Ansonsten dreht sich alles um Panzer.

Guten Abend,

wären wir der unerreichte Louis de Funes, wir würden vielleicht sagen: "Nein! Doch! Oh!" Sind wir aber nicht (es wäre auch eine Anmaßung) und blicken interessiert nach Frankreich, wo gerade massiv gegen eine Anhebung des Rentenalters von 62 auf 64 gestreikt wird - nähern sich die ersten Jahrgänge bei uns doch schon der 67.
Schon vor gut zwei Jahren hatte Präsident Macron mit seinem ersten Reformvorstoß laute Proteste ausgelöst, dann kam Corona. Jetzt der zweite Anlauf. Nur so könne die Rente bei einer alternden Bevölkerung und steigender Lebenserwartung finanziert werden, argumentiert die Regierung. Da gebe es auch andere Möglichkeiten, erwidern die Gewerkschaften: etwa Super-Reiche stärker zur Kasse zu bitten oder die Arbeitgeberbeiträge anzuheben.

19.01.2023 | 02:06 min
Eine Debatte, die auch in Deutschland geführt wird. Denn: Die Alterung der Babyboomer samt Folgen für Arbeitsmarkt, Rente und Gesundheit werden in den nächsten zehn Jahren "ein Riesenthema", sagt Sebastian Klüsener vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Zwar lebten Ende 2022 so viele Menschen in Deutschland wie noch nie zu diesem Zeitpunkt, wie das Statistische Bundesamt heute bekanntgab: 84,3 Millionen, 1,1 Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Aber: Grund für den Zuwachs ist eine starke Zuwanderung - nicht zuletzt von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine. Die Geburtenzahl dagegen sank und die Zahl der Sterbefälle stieg.
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Tatsächlich wäre die Bevölkerung ohne Nettozuwanderung bereits seit den 1970er Jahren geschrumpft, da seither jedes Jahr mehr Menschen sterben als geboren werden, rechnen die Statistiker vor. "Deutschland altert", resümiert Bevölkerungsforscher Klüsener. In Zahlen: Aktuell sind gut 51 Millionen Menschen im Erwerbsalter zwischen 20 und 66, Mitte der 2030er Jahre könnten es selbst bei hoher Nettozuwanderung 1,6 Millionen weniger sein, schätzt das Statistische Bundesamt.
Also länger arbeiten. Tatsächlich steigt die Zahl der Erwerbstätigen unter den 55- bis 64-Jährigen in Deutschland schon deutlich: von 62 Prozent 2012 auf knapp 72 Prozent im Jahr 2021, wie die Statistiker heute ebenfalls mitteilten. Als Grund gibt das Bundesamt die stufenweise Anhebung des Renteneintrittsalters an. Der Dämpfer bei all der Müh: Mehr arbeitende Ältere würden "kaum kompensieren können, dass die jüngere Bevölkerung abnimmt und es dadurch deutlich weniger Erwerbspersonen in diesen Altersgruppen gibt", erläutert Bundesamt-Experte Frank Schüller mit Blick auf den Fachkräftemangel. Lassen wir's für heute gut sein mit Zahlen und sagen: "Nein! Doch! Oh!"

Was heute zum Thema Ukraine-Krieg passiert ist

Scholz erwägt Lieferung von Leopard-Panzern: Der Druck auf den Kanzler wächst, in der Panzer-Debatte rückt womöglich eine Entscheidung näher, wie Kollege Dominik Rzepka berichtet. Nach ZDFheute-Informationen erwägt Deutschland, der Ukraine Kampfpanzer zu liefern - vielleicht sogar ohne die Bedingung, dass die USA zeitgleich Kampfpanzer vom Typ Abrams bereitstellen. Das lehnen die USA aus logistischen Gründen bisher ab, wie ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen berichtet. Das Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe morgen in Ramstein dürfte der weiteren Abstimmung in dieser Frage dienen, am Sonntag trifft sich Scholz dann mit dem französischen Präsidenten Macron.

19.01.2023 | 03:03 min
Kaum vereidigt, schon auf der Weltbühne: Der neue Verteidigungsminister Pistorius, erst seit dem Morgen im Amt, äußerte sich nach einem Treffen mit seinem US-Kollegen Austen nicht konkret zu Panzerlieferungen. Er spricht aber von einer engen Abstimmung mit den USA.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

Ausführlich informiert

"Stehen Schulter an Schulter": An seinem ersten Arbeitstag als neuer Verteidigungsminister sprach Pistorius mit seinem US-Kollegen Austin über die gemeinsame Abstimmung. Sehen Sie die Statements der beiden hier bei ZDFheute live in voller Länge:

Was darüber hinaus wichtig ist

Neuseelands Regierungschefin kündigt Rücktritt an: Sie habe "nicht mehr genug im Tank" für den Job, so Jacinda Ardern. Bereits in zweieinhalb Wochen werde sie ihr Amt aufgeben, sagte die 42-Jährige am Donnerstag unter Tränen.
Wie geht es weiter mit den Klimaklebern? Straßenblockaden, Kartoffelbrei-Attacken, Flughafen-Proteste: Die "Letzte Generation" macht Politik und Polizei seit einem Jahr zu schaffen. 2023 will die Gruppe noch wachsen.
Grippewelle hat Höhepunkt überschritten: Laut RKI-Wochenbericht geht die Influenza-Aktivität bereits seit mehreren Wochen zurück. Die Grippewelle begann in dieser Saison außergewöhnlich früh - bereits Ende Oktober.
Aktuelle Corona-Zahlen und -Grafiken zur Situation in Ihrem Landkreis und zur allgemeinen Lage in Deutschland.

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Gesagt

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Alfred Gislason, Handball-Bundestrainer
Die DHB-Auswahl geht mit guten Aussichten in die WM-Hauptrunde. Aber nicht nur zum Auftakt gegen Argentinien heute Abend muss sich die deutsche Defensive steigern.
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