: Was die Ringelblume wirklich kann

von Susanne Gentsch
09.08.2024 | 06:50 Uhr
Der Ringelblume werden einige heilende Eigenschaften nachgesagt. In Salben etwa ist sie ein beliebter Inhaltsstoff. Aber bei der Anwendung von Calendula ist auch Vorsicht geboten.

Ob in Creme, Salbe, Tee oder auf dem Teller: Ringelblumen sollen vielseitig einsetzbar sein. Doch ihre Inhaltsstoffe sind nicht ganz ungefährlich.

25.07.2024 | 04:11 min
Mit ihren leuchtend orange oder knallgelben Blüten verschönert die Ringelblume, Calendula officinalis, von Juni bis Oktober Deutschlands Felder und Gärten. Als Korbblütler gehört sie zu einer der artenreichsten Pflanzenfamilien.
Die Ringelblume ist nicht nur optisch ein Hingucker, sie enthält auch viele wertvolle Inhaltsstoffe. Calendula ist daher als Arzneipflanze und in Kosmetikprodukten sehr beliebt, zum Beispiel in Handcreme.

Wertvolle Inhaltsstoffe, zumindest auf dem Papier

Neben Carotinoiden, denen die Ringelblume ihre leuchtend orange Farbe verdankt, enthalten die Blüten weitere Stoffe, die eine Wirkung auf die Zellen des Körpers haben können, zum Beispiel Saponine. Diese sollen bei Infektionen mit Pilzen oder Bakterien die Abwehrzellen des Körpers anregen. Außerdem Flavonoide, die antioxidativ wirken, was zum Beispiel bei gereizter Schleimhaut zur Wundheilung beitragen kann.
In der Ringelblume stecken viele vermeintlich heilsame Inhaltsstoffe. Man habe einige Wirkungen nachgewiesen, aber vor allem im Labor, erklärt Pharmazeut Hans-Dieter Herrmann.
Auf den Menschen übertragen schwindet die Wirksamkeit ganz erheblich.
Dr. Hans-Dieter Herrmann, Pharmazeut, Wiesbaden
In der Theorie scheint die Pflanze ein Alleskönner zu sein, in der Praxis konnte das jedoch nicht umfassend belegt werden.

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Kaum registrierte Arzneimittel mit Ringelblume

In Deutschland gibt es aktuell nur zwei registrierte Arzneimittel mit Extrakten der Ringelblume: eine Globulizubereitung und eine Tinktur. Der Grund ist laut Pharmazeut Herrmann die uneindeutige Datenlage zur Wirksamkeit der Blüten. Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC), eine Einrichtung der Europäischen Arzneimittelagentur, hat die Blüten der Ringelblume als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Die Einschätzung beruht auf historischen Erfahrungswerten, bei denen der Ringelblume eine gute Wirksamkeit nachgesagt wird.

Gefahr von allergischen Reaktionen

Hautärzte beobachten häufig allergische Reaktionen auf Calendula-Produkte. Dies komme durch die Anwendung an offenen Hautstellen wie Wunden oder Ekzemen, erklärt Susanne Glang-Vetter vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen. An diesen Stellen ist die Hautbarriere nicht mehr erhalten und die Körperabwehrzellen fangen an, auf allergieauslösende Inhaltsstoffe zu reagieren. Allergiker sollten daher besonders vorsichtig sein.
Bei Korbblütlern können zusätzlich Kreuzallergien zu anderen Pflanzen auftreten, zum Beispiel, wenn jemand eine Kamillen-, Arnika oder Schafgarbenallergie hat.
Susanne Glang-Vetter, Berufsverband der Deutschen Dermatologen
Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen spricht daher keine Empfehlung zur Anwendung der Ringelblume bei dermatologischen Problemen aus.

Mögliche Anwendungsgebiete der Ringelblume

Äußerliche Anwendung

Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass das Blütenextrakt die Wundheilung fördern und Entzündungen hemmen kann. Medizinisch anerkannt ist die Anwendung, zum Beispiel in Form einer Salbe, bei kleinen Wunden und leichten Entzündungen der Haut wie einem leichten Sonnenbrand. Hierfür können auch Wickel in eine verdünnte Ringelblumen-Essenz getränkt und aufgelegt werden.

Innerliche Anwendung

Für eine innerliche Anwendungen werden Extrakte der Ringelblumen häufig in Form von Tees, Tinkturen oder freiverkäuflichen Kapseln eingenommen, um Verdauungsbeschwerden, Menstruationsprobleme und Entzündungen im Magen-Darm-Trakt zu lindern. Die Wirkung beruht nur auf Erfahrungswerten, wissenschaftlich belegt ist sie nicht. Lediglich die Anwendung bei kleineren Entzündungen im Mundraum zeigt erwiesenermaßen Wirkung. Hierfür kann entweder mit verdünnter Tinktur oder abgekühltem Ringelblumentee gegurgelt werden.

Ringelblumen selbst anbauen

Auch wenn der Ringelblume bislang kein umfangreicher wissenschaftlich belegter Nutzen für die Gesundheit zugeschrieben werden kann, als Pflanze spielt sie im heimischen Ökosystem eine wichtige Rolle. Die Blüten locken Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge an und tragen zur Artenvielfalt bei.
Die wildwachsende Gattung der Ringelblume, die Acker-Ringelblume, ist vom Aussterben bedroht. Die Pflanze sollte daher nicht gepflückt, sondern lieber selbst angebaut werden. Sie lässt sich leicht kultivieren und ist weitgehend anspruchslos. Aus den getrockneten Blüten kann man einen Tee aufgießen oder die Blüten frisch gepflückt zum Garnieren von Salaten verwenden. Allergiker sollten aber auch hier vorsichtig sein.

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Quelle: ZDF
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