: Einem erneuten Schlaganfall vorbeugen

von Julia Zipfel
10.05.2024 | 06:05 Uhr
Nach einem Schlaganfall steigt die Gefahr, dass er sich wiederholt. Die gute Nachricht: Betroffene können selbst viel tun, um das Risiko für einen zweiten Schlaganfall zu senken.

Nach einem Schlaganfall hat Günter Schek Sorge, einen zweiten zu bekommen. Das will er vermeiden. Welche Risikofaktoren er senken kann und wie ihm das gelingt.

10.05.2024 | 05:20 min
Rund 270.000 Deutsche erleiden jedes Jahr einen Schlaganfall. Jeder Fünfte davon bereits zum wiederholten Mal. Oft ist eine körperliche Behinderung die Folge. Laut Timo Uphaus, Neurologe an der Universitätsmedizin Mainz, hat jeder Schlaganfall langfristige Auswirkungen auf das Gehirn.
Bei einem Schlaganfall sterben pro Minute zwei Millionen Nervenzellen, zum Beispiel im Sprach- oder Bewegungszentrum. Und leider kann man diese Zellen nicht wieder erneuern.
Prof. Dr. Timo Uphaus, Neurologe, Universitätsmedizin Mainz
Bei einem Schlaganfall, auch bei einem erneuten, zählt jede Minute. Schon bei einem Verdacht darauf, sollte so schnell wie möglich gehandelt werden. Der FAST-Test hilft, einen Schlaganfall zu erkennen.

Symptome: Schlaganfall erkennen mit dem FAST-Test

Face (Gesicht): Die Person bitten zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.

Arms (Arme): Die Arme nach vorne strecken und dabei die Handflächen nach oben drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.

Speech (Sprache): Die Person bitten, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.

Time (Zeit): Nicht zögern, unverzüglich die 112 wählen und die Symptome schildern.

Wie ein Schlaganfall entsteht

Die meisten Schlaganfälle werden durch Blutgerinnsel verursacht, die den Blutfluss zum Gehirn unterbrechen. Deutlich seltener ist eine Hirnblutung der Auslöser.
Experten zufolge wären 80 Prozent der Schlaganfälle vermeidbar, wenn dafür keine Risikofaktoren vorlägen oder diese frühzeitig erkannt würden. Eine Therapie mit Medikamenten und ein gesunder Lebensstil kann sie positiv beeinflussen.

Risiko Bluthochdruck

Bluthochdruck kann die Gefäße schädigen und das Risiko für Verstopfungen erhöhen. Nach einem Schlaganfall muss der Blutdruck regelmäßig gemessen werden, auch wenn die Betroffenen Blutdrucksenker nehmen. Sind die Werte weiterhin erhöht, sollte die Therapie unbedingt angepasst werden.

Jedes Jahr sind fast 300.000 Menschen in Deutschland von Schlaganfällen betroffen und im Ernstfall zählt jede Minute, um möglichst effektiv helfen zu können.

10.05.2024 | 02:06 min

Gefahr durch Fettstoffwechselstörungen

Bei einem zu hohen LDL-Cholesterinwert oder zu vielen Triglyceriden im Blut können sich Fette oder Zuckerbestandteile an der Gefäßwand anlagern und sie schädigen. Eine Fettstoffwechselstörung wird durch eine Ernährungsumstellung und unter Umständen auch medikamentös behandelt.

Sogenannte Stroke-Lotsen begleiten Patientinnen und Patienten nach dem Schlaganfall-Ereignis und koordinieren die notwendigen Hilfen. Die Erfahrungen zeigen, dass sie sehr erfolgreich sind.

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Achtung bei Diabetes mellitus

Bei Diabetikern kommt es schneller und früher zu einer Verkalkung der kleinen und großen Blutgefäße. Experten empfehlen bei Diabetes Typ 2 deshalb, vorsorglich Medikamente zur Blutverdünnung zu nehmen.

Zielwerte für die Schlaganfallprophylaxe

  • Blutdruck: unter 140 zu 90 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg), Idealwert unter 120 zu 80 mmHg
  • Gesamtcholesterin: unter 200 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
  • LDL-Cholesterin: unter 100 mg/dl, bei Bluthochdruck unter 70 mg/dl
  • HDL-Cholesterin: bei Männern über 40 mg/dl, bei Frauen über 45 mg/dl
  • Triglyzeride: unter 150 mg/dl
  • Zuckerstoffwechsel (HbA1c): 6,5 bis 7,5 Prozent

Quellen: Leitlinie Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall, Stroke OWL

Vorhofflimmern erkennen

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Es kann zu Thrombosen kommen, die die Gefäße verschließen und so einen Schlaganfall auslösen.
Viele Patienten merken gar nicht, dass sie Vorhofflimmern haben. Nach einem Schlaganfall ist es deshalb wichtig, dass man über mindestens 72 Stunden ein Langzeit-EKG durchführt.
Prof. Dr. Timo Uphaus, Neurologe, Universitätsmedizin Mainz
Vorhofflimmern sollte deshalb mit sogenannten Antiarrhythmika und Blutverdünnern behandelt werden. In schweren Fällen kann ein Kathetereingriff notwendig sein.

ASS als Prophylaxe?

Häufig wird der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) verordnet, der auch vorbeugend zum Einsatz kommen kann. Der Stellenwert von ASS zur allgemeinen Prävention von Schlaganfällen ist seit Jahren Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen unter Experten. Dabei geht es insbesondere darum, wie hoch das individuelle Schlaganfall-Risiko der Patienten einzuordnen ist und welche Vor- oder Nachteile die Behandlung mit ASS im Vergleich oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen zur Gerinnungshemmung hat.

Wichtig: Langzeitkontrolle durch den Arzt

Für Betroffene nach einem Schlaganfall sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim behandelnden Arzt wichtig. Vor allem wenn Medikamente nicht regelmäßig genommen oder wegen Nebenwirkungen abgesetzt werden, steigt das Risiko für einen weiteren Schlaganfall sofort an. Der Arzt kann andere Medikamente verschreiben und Veränderungen des Blutdrucks oder der Blutwerte frühzeitig erkennen.

Schlaganfall vorbeugen mit neuem Lebensstil

Eine Ernährungsumstellung kann sich positiv auf Blutdruck, Blutzuckerspiegel und erhöhte Cholesterinwerte auswirken. Studien haben gezeigt: Mit mediterraner Kost lässt sich das Schlaganfallrisiko um bis zu 40 Prozent senken. Dafür sollte man viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse und Olivenöl in den Speiseplan integrieren.
Auch wenn es nicht immer leichtfällt: Regelmäßige Bewegung ist besonders wichtig, weil sie das Risiko für Gefäßablagerungen reduziert.
Die Empfehlung lautet, sich 30 bis 45 Minuten am Tag zu bewegen. Fahrradfahren, Walken, Joggen, aber auch schnelleres Spazierengehen reichen da schon aus.
Prof. Dr. Timo Uphaus, Neurologe, Universitätsmedizin Mainz
Eine Ernährungsumstellung mit genug Bewegung hilft auch beim Abbau von Übergewicht, einem weiteren Risikofaktor.

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