: Pistorius macht sich Bild von Bedrohungslage

von Ines Trams
19.10.2023 | 18:57 Uhr
Verteidigungsminister Pistorius möchte, das weiterhin deutsche Soldaten im Libanon vor Ort sind - und ist froh, dass Israel bisher keine letalen Waffen aus Deutschland benötigt.

Der Verteidigungsminister ist zu Gesprächen mit deutschen Blauhelm-Soldaten nach Libanon und dann weiter nach Israel gereist. Auch Außenministerin Baerbock ist im Nahen Osten.

19.10.2023 | 01:37 min
Es ist eine unprätentiöse Ankunft in Beirut, im Protokoll heißt es "stille Ankunft", kein roter Teppich. Allein der Botschafter erwartet den deutschen Verteidigungsminister bei seiner Landung in Beirut. Dazu regnet es, dunkle Wolken hängen, der Flughafen eine Baustelle.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius reiht sich ein in den Reigen der reisenden Politiker aus Berlin. Erstes Ziel von Pistorius: das deutsche Truppen-Kontingent, das Teil der UN-Mission Unifil ist - Besuch auf der Korvette "Oldenburg". Seit 2006 ist Deutschland hier engagiert: Es gilt, den Frieden zwischen Israel und Libanon zu wahren, die Lage zu stabilisieren und Waffenschmuggel zu unterbinden.

Reale Bedrohungslage für deutsche Soldaten

Rund 140 deutsche Soldatinnen und Soldaten tun hier derzeit ihren Dienst - und sind nun plötzlich mit einer sehr realen Bedrohungslage konfrontiert. Raketen und Granaten, von der Hisbollah abgeschossen, fliegen über sie hinweg gen Israel.
"Wir erleben die Angriffe hier sehr konkret", erzählt uns Leutnant zur See Lucca: Immer wieder müssten ihre Kameraden im Headquarter im Süden des Libanon in den Bunker, was die Kommunikation drastisch erschwere.

Boris Pistorius geht im Interview mit dem heute journal von einer israelischen Bodenoffensive aus.

19.10.2023 | 05:41 min

Pistorius will keine Diskussion über Abzug aus dem Libanon

Die UN-Soldaten patrouillieren an der Grenze, wo die in diesen Tagen so oft diskutierte Kettenreaktion ausbrechen könnte. Die Flugkörper, die sie entdecken, melden sie. Die Ausbildung der libanesischen Streitkräfte ist derzeit ausgesetzt. Es sei zu gefährlich, auf See zu fahren. Darüber hinaus sind sie verdammt zum Mahnen, Warnen und Beobachten. Das ist der Kern der Unifil-Mission. Minister Pistorius würdigt jedoch genau diese Aufgabe gerade jetzt: "Nach unserer Einschätzung ist es ungemein wichtig, hier jetzt Frieden und Stabilität gewährleisten, zu helfen."
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Vor ein paar Tagen wurde das Headquarter von Unifil von einer Rakete getroffen, derzeit geht man von einem Irrläufer aus. Die Bedrohungslage ist da. Pistorius will allerdings keine Diskussion über einen Abzug der Deutschen. Das wäre ein schlechtes Signal an Israel, aber auch an die Libanesen, die auf die Unifil-Soldaten wie auf einen Gradmesser für die Gefahr schauen. Auch wolle er, so sagt er, über eine Abzugsoption nicht ohne die anderen UN-Partner nachdenken.

Wer ist die Hamas? Wie leben die Menschen in Gaza? Nicola Albrecht war sechs Jahre ZDF-Korrespondentin in Israel und schildert Hintergründe zum Konflikt und persönliche Eindrücke.

17.10.2023 | 12:59 min

Israel hat keine Wünsche nach "letalen Waffen" an Berlin

Der Weiterflug nach Tel Aviv ist länger als er sein müsste - ein Flug direkt vom Libanon nach Israel ist nicht erwünscht, zusätzlich erfordert die Bedrohungslage einen schleifenreichen Anflug auf Tel Aviv. Der Zutritt ins Verteidigungsministerium ist nur nach aufwändiger zeitraubender Sicherheitskontrolle möglich, man spürt die Sorge. Das Land ist verunsichert.
Nach ihrem Gespräch treten Pistorius und der israelische Verteidigungsminister Gallant freundschaftlich-verbunden auf, kräftige Händedrücke prägen ihre Statements auf dem Podium, eine Umarmung beendet sie. Pistorius sagt Gallant zu, an Israels Seite zu stehen. Aber er betont auch seine Erleichterung darüber, dass Gallant unterstrichen hätte, in den Gegenschlägen zivile Opfer so weit möglich zu vermeiden. Im Interview mit dem ZDF betont Pistorius, es seien bislang keine Wünsche nach letalen Waffen in Berlin eingegangen. Sollte es dazu kommen, würde man die wohlwollend prüfen.
Was wir tun können, werden wir tun.
Boris Pistorius, Bundesverteidigungsminister
Bewegt zeigt sich Pistorius angesichts des Berichts von Liri Roman, dessen Schwester Yarden aus einem Kibbuz entführt worden ist. Pistorius spricht von menschenverachtender Brutalität, von barbarischem Terror, für den er keine Worte finde. Der ihm die Tränen in die Augen treibe - vor Trauer, aber auch vor Wut.

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